Laterale Führung ist eine der spannendsten Antworten auf die Herausforderungen moderner Organisationen. In einer Arbeitswelt, die zunehmend von Agilität, Projektarbeit und interdisziplinären Teams geprägt ist, reicht klassische hierarchische Führung oft nicht mehr aus. Stattdessen braucht es neue Formen der Zusammenarbeit, die auf Vertrauen, Kommunikation und Einfluss ohne formale Macht basieren. In diesem Beitrag erfahren Sie, was laterale Führung bedeutet, welche Chancen und Herausforderungen damit verbunden sind und wie Sie diese Führungsform erfolgreich in Ihrem Alltag einsetzen können.

Was bedeutet Laterale Führung?
Laterale Führung beschreibt die Fähigkeit, andere Menschen zu leiten, ohne über eine formale Weisungsbefugnis zu verfügen. Statt Anordnungen zu geben, überzeugen Sie durch Fachkompetenz, Persönlichkeit, Empathie und die Kunst, tragfähige Beziehungen aufzubauen. Ziel ist es, Kooperation zu fördern und gemeinsame Ziele zu erreichen – auch dann, wenn Sie nicht „von oben herab“ entscheiden können.
Gerade in Matrixorganisationen, in Projekten oder im agilen Arbeiten ist laterale Führung ein entscheidender Erfolgsfaktor. Führung findet hier auf Augenhöhe statt und verlangt von allen Beteiligten ein hohes Maß an Selbstverantwortung.
Typische Einsatzfelder lateraler Führung
Laterale Führung begegnet Ihnen in vielen Kontexten der modernen Arbeitskultur:
- Projektarbeit: Projektleiter:innen haben oft keine disziplinarische Verantwortung für ihre Teammitglieder:innen, müssen diese aber dennoch koordinieren.
- Matrixorganisationen: Mitarbeitende berichten fachlich an mehrere Führungskräfte – die Abstimmung erfolgt lateral.
- Agile Teams: Scrum Master oder Product Owner führen über Rollenverständnis und Moderation, nicht über Hierarchie.
- Unternehmenskooperationen: In Netzwerken oder Partnerschaften entsteht Führung häufig nur über Vertrauen und Verhandlung.
Zusammengefasst: Laterale Führung ist überall dort relevant, wo Hierarchien zurücktreten und Zusammenarbeit über Abteilungs- oder Unternehmensgrenzen hinweg gefragt ist.
Kompetenzen für laterale Führung
Um lateral erfolgreich zu führen, benötigen Sie ein Bündel an Fähigkeiten, die weit über reine Fachkompetenz hinausgehen:
- Kommunikationsfähigkeit: Klarheit schaffen, aktiv zuhören, Konflikte konstruktiv bearbeiten
- Beziehungsmanagement: Vertrauen aufbauen und pflegen, Netzwerke gestalten
- Verhandlungsgeschick: Interessen verstehen, gemeinsame Lösungen entwickeln
- Selbstreflexion: Eigene Wirkung erkennen, Feedback annehmen und nutzen
- Empathie und Wertschätzung: Unterschiedliche Perspektiven ernst nehmen
Diese Kompetenzen sind nicht nur abstrakte Begriffe, sondern wirken sich im Alltag sehr konkret aus: Eine Führungskraft, die es versteht, Spannungen offen anzusprechen und ein Gespräch lösungsorientiert zu moderieren, baut Vertrauen auf und verhindert Eskalationen. Wer empathisch auf die Bedürfnisse der Kolleg:innen eingeht, schafft eine Atmosphäre, in der sich Menschen einbringen wollen. Gerade weil formale Macht fehlt, entsteht Wirksamkeit durch Persönlichkeit und durch die Fähigkeit, Situationen sensibel einzuschätzen.
Kurz gesagt: Laterale Führung gelingt durch persönliche Autorität, nicht durch formale Macht.

Praxisbeispiele: Laterale Führung im Alltag
- Technologieunternehmen: Ein Projektleiter für digitale Transformation führt ein interdisziplinäres Team aus IT, Marketing und HR. Ohne direkte Weisungsbefugnis gelingt es ihm, durch transparente Kommunikation und klare Zielbilder die Zusammenarbeit zu steuern.
- Gesundheitswesen: In einem Krankenhaus müssen Ärzt:innen, Pflegekräfte und Verwaltung kooperieren. Eine leitende Pflegekraft etabliert regelmäßige Dialogrunden, um Verständnis füreinander zu schaffen und die Patientenversorgung zu verbessern.
- Bildungseinrichtung: Eine Change Managerin begleitet die Umstellung auf digitale Lernplattformen. Ihre Rolle besteht darin, Skeptiker:innen durch Coaching und Training einzubinden, anstatt Anweisungen zu geben.
Diese Beispiele zeigen: Laterale Führung ist besonders dort wirksam, wo unterschiedliche Interessen, Perspektiven und Disziplinen zusammenkommen.
Chancen und Herausforderungen lateraler Führung
Chancen
- Förderung einer offenen, kollaborativen Arbeitskultur
- Stärkung von Eigenverantwortung und Motivation
- Bessere Nutzung von Fachwissen durch Vernetzung
Herausforderungen
- Höherer Abstimmungsbedarf
- Konflikte durch unklare Verantwortlichkeiten
- Gefahr der Überforderung ohne klare Grenzen
Die Chancen zeigen: Laterale Führung bringt Menschen zusammen und hebt deren Potenzial. Mitarbeitende fühlen sich ernst genommen, können selbstständiger agieren und bringen ihre Expertise ein, was Innovation und Motivation steigert. Auf der anderen Seite erfordert diese Führungsform eine hohe Klarheit in Rollen und Erwartungen. Wo Grenzen verschwimmen, kann Unsicherheit entstehen. Wer lateral führt, muss daher bewusst Strukturen schaffen, die Orientierung geben. Wichtig ist auch, die eigenen Ressourcen im Blick zu behalten, denn laterale Führung kann sehr fordernd sein, wenn zu viele Schnittstellen gleichzeitig bedient werden müssen.
Zusammenfassung: Laterale Führung eröffnet viele Chancen, verlangt jedoch ein hohes Maß an sozialer Kompetenz und Klarheit in Kommunikation und Zielen.
Tabelle: Unterschiede zwischen hierarchischer und lateraler Führung
Aspekt | Hierarchische Führung | Laterale Führung |
---|---|---|
Macht | Formale Position | Fachwissen, Vertrauen, Beziehungen |
Entscheidungsfindung | Top-down | Dialogorientiert, konsensorientiert |
Motivation | Anweisung, Kontrolle | Überzeugung, Sinnvermittlung |
Kommunikation | Einbahnstraße | Austausch auf Augenhöhe |
Konfliktlösung | Autorität entscheidet | Moderation und Vermittlung |
Zusammenfassung: Während hierarchische Führung auf Position und Macht beruht, baut laterale Führung auf Einfluss und Kooperation.
Wie Sie Laterale Führung entwickeln können
- Rollen klären: Definieren Sie, welche Erwartungen an Sie gestellt werden und welche Verantwortung Sie übernehmen können.
- Netzwerke aufbauen: Investieren Sie bewusst in Beziehungen, noch bevor Sie sie brauchen.
- Konflikte konstruktiv nutzen: Konflikte sind oft Motor für Weiterentwicklung, wenn sie transparent und respektvoll bearbeitet werden.
- Feedback einholen: Regelmäßiges Feedback hilft Ihnen, Ihre Wirkung zu reflektieren.
- Weiterbildung nutzen: Trainings zu Kommunikation, Mediation oder Change Management stärken Ihre Kompetenz.
Laterale Führung entwickelt sich nicht über Nacht, sondern wächst mit Ihrer Erfahrung und Ihrem Mut, Neues auszuprobieren sowie Ihrer Bereitschaft, immer wieder zu reflektieren. Besonders hilfreich ist es, wenn Sie bewusst kleine Schritte gehen: etwa, indem Sie ein Teammeeting moderieren, ohne Entscheidungen vorzugeben, sondern den Raum für gemeinsame Lösungen öffnen. Auch das aktive Einholen von Feedback stärkt Ihr Bewusstsein dafür, wie Sie wirken. So wird Ihre persönliche Präsenz mehr und mehr zu einem Werkzeug, mit dem Sie Orientierung geben, ohne formale Macht einzusetzen.
Kurz gesagt: Laterale Führung ist erlernbar durch Praxis, Selbstreflexion und gezielte Weiterentwicklung.
„Laterale Führung lebt von Vertrauen und Begegnung: Wenn Menschen sich gesehen fühlen, entsteht Zusammenarbeit, die weit über Hierarchien hinausgeht.“ – Doris Neuherz, Coachin für Teamentwicklung
FAQs zur Lateralen Führung
Was unterscheidet laterale von traditioneller Führung?
Laterale Führung beruht nicht auf formaler Macht, sondern auf Überzeugung, Kommunikation und Beziehungsgestaltung.
Ist laterale Führung in jedem Unternehmen sinnvoll?
Besonders in dynamischen, komplexen Organisationen ist sie unverzichtbar. In klar hierarchischen Strukturen kann sie ergänzend wirken.
Wie messe ich den Erfolg lateraler Führung?
Am besten an der Qualität der Zusammenarbeit, am Erreichen gemeinsamer Ziele und an der Zufriedenheit der Teammitglieder:innen.
Welche Fehler sollte man vermeiden?
Unklare Kommunikation, fehlende Zielorientierung und mangelnde Konfliktbereitschaft können laterale Führung scheitern lassen.
Fazit: Laterale Führung ist ein wichtiger Baustein
Laterale Führung ist ein Schlüssel für moderne Unternehmenskulturen. Sie stärkt Eigenverantwortung, fördert Innovation und macht Zusammenarbeit über Grenzen hinweg möglich. Indem Sie Ihre Kommunikations- und Beziehungskompetenz bewusst einsetzen, gestalten Sie ein Umfeld, in dem Menschen ihr Potenzial entfalten können, ohne auf formale Macht angewiesen zu sein. Gerade in einer Zeit, in der Agilität und Vernetzung immer wichtiger werden, ist laterale Führung nicht nur ein „nice-to-have“, sondern eine zentrale Fähigkeit für die Zukunft.
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