Kreativität ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg. Brainstorming hat sich als eine der effektivsten Methoden etabliert, um innovative Ideen zu entwickeln und Probleme zu lösen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Brainstorming effektiv nutzen können, welche Methoden es gibt und welche Tools Ihnen dabei helfen können, Ihre kreativen Prozesse zu optimieren.
Der Nutzen von Brainstorming
Brainstorming fördert nicht nur die Kreativität, sondern auch die Zusammenarbeit im Team. Es ermöglicht den Teilnehmer:innen, ihre Gedanken frei zu äußern, ohne Angst vor Kritik. Diese offene Atmosphäre kann dazu führen, dass unerwartete und innovative Lösungen entstehen. Darüber hinaus stärkt Brainstorming die Teamdynamik, da alle Mitglieder aktiv in den kreativen Prozess eingebunden werden.
Ein weiterer Vorteil von Brainstorming ist die Vielfalt der Perspektiven, die in den Prozess einfließen. Unterschiedliche Hintergründe und Erfahrungen der Teammitglieder tragen dazu bei, dass eine breite Palette von Ideen generiert wird. Dies ist besonders wichtig in multikulturellen und interdisziplinären Teams, wo verschiedene Sichtweisen zu kreativeren Lösungen führen können.
„Brainstorming heißt für mich: Schnell viele Ideen auf den Tisch, ohne Bewertung. Sortieren können wir später!“ — Doris Neuherz, Coachin für Teamentwicklung
Analoge Brainstorming Methoden
1. Post-it-Methodik
Starten Sie mit einer klar formulierten Fragestellung, gut sichtbar an der Wand oder im digitalen Whiteboard. Geben Sie jedem Teammitglied eine Reihe von Post-its, auf denen sie ihre Ideen notieren können mit der Regel „eine Idee pro Zettel“ (Quantität vor Qualität) und insgesamt 5–10 Minuten Zeit. Anschließend können die Zettel an einer Wand oder Tafel mit kurzer Erklärung angebracht und die Zettel gemeinsam thematisch geclustert (z. B. Chancen, Risiken, nächste Schritte). Priorisieren Sie per Dot-Voting (pro Person z. B. 3 Punkte) und bestimmen Sie eine Top-3-Liste. Abschließend halten Sie Verantwortliche und erste To-dos fest. Diese Methode ermöglicht es, Ideen zu gruppieren und visuell zu organisieren, was den kreativen Austausch fördert. Diese Methode funktioniert übrigens auch auf digitalen Whiteboards.

2. Brainwriting
Bereiten Sie weiße Blätter vor und timeboxen Sie jede Runde auf 5 Minuten. Alle schreiben zunächst still ihre Ideen und geben das Blatt weiter. Die nächste Person ergänzt, kombiniert oder konkretisiert. Wiederholen Sie dies 3–4 Runden, um einen breiten und ausgewogenen Ideenpool zu erhalten. Im Anschluss führen Sie alle Beiträge zusammen und bewerten sie nach Wirkung und Aufwand. Legen Sie eine Shortlist fest und benennen Sie jeweils eine verantwortliche Person für den nächsten Schritt. Beim Brainwriting haben alle die Möglichkeit, Ideen anderer zu ergänzen und weiterzuentwickeln, ohne dass jemand unterbrochen wird. Die Brainwriting Methode ähnelt der 6-3-5 Methode, aber ist flexibler in der Anwendung.

3. Rollenspiele (Perspektivwechsel)
Definieren Sie 3–4 relevante Rollen (z. B. Kund:in, Support, Vertrieb, IT) und verteilen Sie diese im Team. Jede Rolle beschreibt kurz Bedarfe, Hürden und Erfolgskriterien aus ihrer Sicht. Führen Sie anschließend kurze, klar strukturierte Szenen (2–3 Minuten) oder Fragenrunden durch („Was stört? Was wäre ideal? Was fehlt?“). Sammeln Sie Ideen live auf dem Board und etikettieren Sie sie mit der jeweiligen Rolle. Im Anschluss clustern Sie rollenübergreifende Muster und leiten 2–3 konkrete Ideen mit Verantwortlichen ab. Indem die Teilnehmer:innen ein Problem aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten, gelingt es, neue Ansätze zu finden und kreative Lösungen zu entwickeln. Rollenspiele fördern Empathie und Verständnis für verschiedene Sichtweisen.
4. Die 6-3-5-Methode
Sechs Teilnehmer:innen notieren 3 Ideen in 5 Minuten und geben danach ihr Blatt weiter. Die nachfolgende Person variiert oder ergänzt die vorhandenen Ideen, was insgesamt über 6 Runden geht. Achten Sie auf striktes Timing und verzichten Sie während der Runden auf Diskussionen. Legen Sie nach Abschluss alle Blätter aus, führen Dubletten zusammen und sortieren Sie nach Impact und Machbarkeit. Nutzen Sie eine einfache 2×2-Matrix oder Punktwertung, um die besten Ansätze sichtbar zu machen. Erarbeiten Sie für die Top-Ideen kurze Konzept-Skizzen (Problem, Lösung, Zielgruppe, erster Test) und vergeben Sie Verantwortlichkeiten. Diese Methode fördert schnelles Denken und Zusammenarbeit und sorgt dafür, dass alle Stimmen gehört werden.
| Idee 1 | Idee 2 | Idee 3 | Hinweise/ Weiterentwicklung | |
|---|---|---|---|---|
| Runde 1 | ||||
| Runde 2 | ||||
| Runde 3 | ||||
| Runde 4 | ||||
| Runde 5 | ||||
| Runde 6 |
Digitale Brainstorming Methoden
5. Mind Mapping mit digitalen Whiteboards
Schreiben Sie das Kernproblem in die Mitte und definieren Sie Hauptäste (z. B. Ursachen, Zielgruppen, Szenarien, Lösungsansätze). Lassen Sie alle parallel Unteräste (=Ideen, Assoziationen) ergänzen und achten Sie auf kurze, prägnante Begriffe und das Zusammenführen ähnlicher Ideen. Stoppen Sie nach 10–15 Minuten die Expansion und markieren Sie Hotspots mit hoher Dichte oder Relevanz. Vertiefen Sie diese Hotspots in kleinen Gruppen (5–10 Minuten) und bringen Sie konkrete Maßnahmen zurück ins Hauptboard. Abschließend priorisieren Sie drei Pfade und dokumentieren die nächsten Schritte. Diese visuelle Darstellung hilft, Zusammenhänge zu erkennen und neue Gedanken zu entwickeln.
Tools wie Miro oder Mural bieten interaktive Whiteboards, auf denen Teammitglieder in Echtzeit zusammenarbeiten können. Diese Plattformen ermöglichen es, Ideen visuell festzuhalten und zu organisieren, was den kreativen Fluss fördert. Das Mind Mapping ist selbstverständlich auch analog durchführbar.

6. Asynchrone Diskussionen mit MS Teams oder Trello
Eröffnen Sie einen dedizierten Kanal bzw. ein Board mit Leitfrage, Ziel und fixer Einreich-Deadline (z. B. 72 Stunden). Legen Sie einfache Regeln fest: eine Idee pro Karte oder Post, kurze Begründung, optional Link oder Mock-up. Bitten Sie um Reaktionen über Emojis/Labels (Impact, Aufwand, Risiko), um lange Threads zu vermeiden. Kuratieren Sie täglich: bündeln Sie Doppeltes, markieren Sie Favoriten und benennen Sie offene Lücken. Schließen Sie mit einem 15-minütigen gemeinsamen Video-Call ab, bestätigen Sie die Top-Ideen, vergeben Sie Verantwortlichkeiten und planen Sie die nächsten Schritte.
Das asynchrone Brainstorming ermöglicht es den Teammitgliedern, ihre Ideen zu einem bestimmten Thema zu einem späteren Zeitpunkt hinzuzufügen. Dies ist besonders hilfreich, wenn Teammitglieder in verschiedenen Zeitzonen arbeiten und dennoch aktiv am Brainstorming-Prozess teilnehmen möchten.
Empfohlene Brainstorming Tools
Die Auswahl der richtigen Tools kann einen erheblichen Einfluss auf den Erfolg Ihrer Brainstorming-Sitzungen haben. Hier sind einige nützliche Anwendungen:
Trello: Ein vielseitiges Projektmanagement-Tool, das sich hervorragend für Brainstorming eignet. Sie können Boards erstellen, um Ideen zu sammeln, und Karten verwenden, um spezifische Gedanken zu visualisieren.
Miro: Bietet interaktive Whiteboards für die Zusammenarbeit in Echtzeit. Es gibt eine Vielzahl von Vorlagen für Brainstorming, Mind Mapping und andere kreative Prozesse.
Google Docs: Ideal für die gemeinsame Erstellung von Dokumenten. Teammitglieder können gleichzeitig an einem Dokument arbeiten, Ideen hinzufügen und Feedback geben.
Tabelle: Vor- und Nachteile der Brainstorming Methoden
| Methode | Beschreibung / Ablauf | Vorteile | Nachteile |
|---|---|---|---|
| Post-it-Methodik | Ideen einzeln auf Zettel schreiben, an der Wand oder auf dem Board sammeln und clustern | Schnell viele Ideen, sehr visuell, leicht zu gruppieren; funktioniert auch digital | Bei vielen Zetteln unübersichtlich; braucht Platz/Moderation; Duplikate möglich |
| Brainwriting | Jede Person schreibt still Ideen auf, gibt das Blatt weiter; andere bauen darauf auf | Gute Beteiligung Introvertierter; gleichmäßige Stimme im Team; strukturiertes Weiterdenken | Weniger Dialog/Dynamik; Wiederholungen möglich; kann bei Zeitdruck oberflächlich bleiben |
| Rollenspiele | Team schlüpft in Rollen (z. B. Kunde) und beleuchtet das Thema aus verschiedenen Perspektiven | Fördert Perspektivwechsel, Empathie und neue Ansätze; lebendig | Manche fühlen sich unwohl; kann ohne klare Leitung zerfasern; zeitintensiv |
| 6-3-5-Methode | 6 Personen, je 3 Ideen in 5 Min., Blatt weitergeben und ausbauen; mehrere Runden | Hoher Output in kurzer Zeit; klare Struktur; alle kommen zu Wort | Erfordert Disziplin/Timing; Schreibaufwand; Gefahr von Ideenüberflutung |
| Mind Mapping (digital) | Zentrales Thema in der Mitte, Äste mit Assoziationen bzw. Unterthemen; gemeinsam online bearbeitbar | Verknüpfungen werden sichtbar; ideal für Remote-Teams; flexibel erweiterbar | Große Maps werden schnell unübersichtlich; Tool-Know-how nötig |
| Asynchrone Diskussion (digital) | Ideen über Zeitraum hinweg posten, kommentieren und verfeinern (zeitversetzt) | Gut bei Zeitzonen/Termindruck; mehr Reflexion; dokumentierte Historie | Weniger Spontanität und Group Flow; längere Durchlaufzeit; Beteiligung kann abflachen |
Praxistipps für erfolgreiches Brainstorming

Zielsetzung & Atmosphäre
Um das volle Potenzial von Brainstorming auszuschöpfen, sollten Sie einige bewährte Praktiken beachten. Beginnen Sie mit einer klaren Zielsetzung. Definieren Sie, was Sie mit der Brainstorming-Sitzung erreichen möchten und kommunizieren Sie dies an alle Teilnehmer:innen. Eine klare Ausrichtung hilft, den Fokus zu bewahren und die Kreativität gezielt zu lenken.
Schaffen Sie eine offene und respektvolle Atmosphäre, in der alle Teilnehmer:innen sich wohlfühlen, ihre Ideen zu teilen (Psychologische Sicherheit). Ermutigen Sie die Teammitglieder, auch unkonventionelle Gedanken zu äußern, denn oft sind es gerade die ungewöhnlichen Ideen, die zu den besten Lösungen führen.
Methoden, Dauer und Priorisierung
Nutzen Sie Techniken zur Ideenfindung, um den kreativen Fluss zu fördern. Wechseln Sie zwischen verschiedenen Methoden, um die Dynamik aufrechtzuerhalten. Experimentieren Sie mit verschiedenen Formaten, sei es in Form von Gruppenarbeit, Einzelarbeit oder digitalen Tools.
Die empfohlene Dauer für eine Brainstorming-Sitzung liegt zwischen 30 und 60 Minuten. Diese Zeitspanne ist ausreichend, um Ideen zu generieren, ohne dass die Teilnehmer:innen das Interesse verlieren. Optimalerweise sollten zwischen 5 und 10 Teilnehmer:innen an der Sitzung teilnehmen. Diese Gruppengröße ermöglicht es, eine Vielzahl von Perspektiven einzubringen, während gleichzeitig jeder Teilnehmer:innen genügend Raum hat, um sich zu äußern.
Nach der Brainstorming-Sitzung ist es wichtig, die gesammelten Ideen zu strukturieren und zu priorisieren. Setzen Sie sich mit dem Team zusammen, um die vielversprechendsten Ansätze zu identifizieren und einen Aktionsplan zu entwickeln. Dies stellt sicher, dass die Ideen nicht nur gesammelt, sondern auch in die Tat umgesetzt werden.
Fazit: Brainstorming für kreative Lösungen
Brainstorming ist ein kraftvolles Werkzeug, das Führungskräften und selbstorganisierten Teams helfen kann, kreative Lösungen zu entwickeln und innovative Ideen zu fördern. Durch die Anwendung verschiedener Methoden und den Einsatz geeigneter Tools können Sie den kreativen Prozess optimieren und die Zusammenarbeit im Team stärken.
Egal, ob Sie in einem physischen Raum oder online arbeiten, die Prinzipien des Brainstormings bleiben gleich: Schaffen Sie eine offene Atmosphäre, setzen Sie klare Ziele und nutzen Sie die Vielfalt der Perspektiven in Ihrem Team. Mit diesen Strategien sind Sie bestens gerüstet, um Brainstorming erfolgreich in Ihrer Organisation zu implementieren und das volle Potenzial Ihrer Teammitglieder auszuschöpfen.
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